Wieder eingelebt?

Sonntag, 11. September 2011

Die häufigst gestellte Frage der letzten Wochen, gleich nach: "Ond wo hets der etz am beschte gfalle?" war "Hesch di scho weder igläbt?".
Seit fast drei Wochen bin ich wieder in der Heimat, und irgendwie weiss ich weder auf die eine noch auf die andere Frage eine Antwort. Ich habe mich oftmals gefragt, ob ich mich denn überhaupt wieder so richtig einleben will. Hier einleben, heisst ja auch irgendwie wieder, die Umstände der Schweiz als Standard anzunehmen. Ich möchte nicht vergessen, wie viel Sauberkeit, Ruhe und Platz es hier gibt, selbst wenn sich Leute an der Coop Kasse beim nachmittäglichen Klatsch und Tratsch genau über zu wenig von all dem vorher genannten beschweren. Ich möchte auch weiterhin durch unsere Supermärkte laufen können, und über das riesen Angebot staunen können. Selbst unser Vorratskeller hält ein grösseres Angebot als manch asiatischer Laden.
Ich habe mich die letzten Wochen viel mit meinen Freunden getroffen und mir wurde bewusst was mich zu Hause hält, respektive was dieses zu Hause für ausmacht. Sich spontan mit langjährigen Freunden treffen zu können ist einfach unbezahlbar, genau so toll ist es aber, auf der Strasse zufällig wieder Bekanntschaften zu treffen, einige Worte zu wechseln und wieder den eigenen Weg zu gehen.
Die ersten 2 Wochen zu Hause war ich zwar viel unterwegs, war ich allerdings mal zu Hause habe ich hauptsächlich geschlafen und Fernsehserien geschaut. Ich konnte mich nicht aufraffen irgendetwas zu tun. Ich bin mehrmals in grossen Buchhandlungen in der Reiseabteilung gestanden und habe durch Bücher von Orten geblättert, die ich besucht habe. Wenn ich nun Bilder aus Asien sehe, fühle ich mich, wie als ich in Thailand im 7Eleven die Schweizer Schokolade und Ricola entdeckt habe. Da ist einerseits das eine Regal im Bücherladen mit den Bücher von Orten an denen ich war, und mindestens 5 weitere mit Orten, an die ich gerne noch hin will. Momentan fehlt es mir sehr, jeden Tag Leute kennen zu lernen. Mir wird bewusst, wie lange es her ist, das ich theoretisch einen ganzen Tag verbringen konnte, ohne mit jemandem zu reden.
Man kann nicht sagen, ich habe mich eingelebt, aber ich komme wieder zurecht. Ich habe es sogar wieder gewagt hier Auto zu fahren und prompt Scheibenwischer und Blinker verwechselt und am Schluss die Batterie mit angelassenem Licht schön leergemacht.
Ich versuche jetzt irgendwie meine Eindrücke der Reise und die mitgebrachten Fotos und Videos (rund 6000 Fotos und 500 Videos) zu Verarbeiten, was aber sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

Zu der Frage nach dem schönsten Ort kann ich nur sagen, dass es den nicht gab. Meine gesamte Reise hat mir sehr gut gefallen, es würde sich einfacher ausdrücken lassen, welche wenigen Orte mir nicht so gut gefallen haben (aber auch diese möchte ich nicht missen). Hier aber für die Neugierigen eine Liste der absolut besten Dinge meiner Reise

- Begegnung mit 30 wilden Elefanten zum Anfassen nah auf Borneo
- Das erste Mal mit meinem Mietauto in Neuseeland unterwegs: Freiheit pur
- Similans Tauchsafari in Thailand. Tauchen mit Manta Rochen und coolen Leuten
- Aus 4.5km Höhe aus einem Flugzeug zu springen
- Einen gigantisch grossen Wahlhai unter mir durchschwimmen zu sehen
- Tongariro Alpine Crossing: Wandern durch das Land der Orks
- Im Allgemeinen (fast) alle Begegnungen mit wilden Tieren: Seehunde, Orang Utans, Pinguine, Wallabies, Haie, unzählige Fische, Vögel und Insekten,....
- Die Freundlichkeit, Offenheit und Freundschaft der vielen Leute die ich unterwegs getroffen habe.

Am Dienstag geht die Reise weiter und ich gehe für eine Woche nach Lettland. Es geht nun darum, etwas ein Gespür für das Land zu bekommen, und einige geschäftliche Kontakte, die bereits aufgebaut wurden, zu vertiefen. Ich freue mich sehr auf die Reise, aber auch darauf, bald wieder eine spannende Aufgabe und Herausforderung zu haben.

Lettland ist übrigens das 30. Land, welches ich besuche (die Liste ist auf der Seite on Tour ersichtlich). Ob ich es schaffe, es auf 50 Länder zu bringen, bis ich 30 bin? Challenge accepted ;) Ich würde mich freuen, wenn ihr weiterhin hier reinschaut. Bald gibts neue Fotos...


Heimkehr

Sonntag, 4. September 2011

Die Gefühle in den letzten Tagen in Bangkok lassen sich für mich nur sehr schwer in Worte fassen. Einmal stand ich an genau dem Punkt, an dem ich 7.5 Monate zuvor aus dem Airport Shuttle Bus ausgestiegen bin. Um tausende Erfahrungen und Erlebnisse reicher, als Mensch der etwas von der Welt gesehen hat. In diesem Moment habe ich mich selbst bewundert. Wie habe ich das bloss geschafft, vor einigen Monaten ganz alleine in diese total verrückte Stadt zu kommen, mich irgendwie in einer total fremden Kultur zurecht zu finden, mit dem Wissen noch so lange alleine unterwegs zu sein. Das Stichwort ist wohl endlose Neugier. Der Drang des Entdeckens und die Faszination der Fremde.
Wie bereits vor resp. direkt nach der Abreise rissen mich meine gegensätzlichen Gefühle auch am Ende meiner Reise fast auseinander. Einerseits war da die grosse Freude meine Familie und Freunde wieder zu sehen und wieder ein zu Hause mit den verschiedensten Annehmlichkeiten zu haben. Andererseits war ich aber auch traurig am Ende dieser Reise zu sein, das Spannende und Ungewohnte zu verlassen, dem "in den Tag leben" den Rücken zu kehren und in mein eher langweiliges Leben zu Hause zurück zu kehren. Natürlich hiess es auch nicht nur Freunde wieder zu sehen, sondern auch zwei sehr liebgewonnen Freunde zurück zu lassen. Ich bin sehr froh Miranda und Joe durch einen kleinen Zufall kennengelernt zu haben und mit ihnen so viele Erlebnisse, heitere und traurige Stunden geteilt zu haben.

Der Abschied am Flughafen fiel mir schwer, einmal mehr hiess es, durch eine Tür zu laufen, und nicht versuchen sich umzudrehen. Kurz vorher habe ich allerdings noch erfahren, dass ich für den 13 Stunden Flug kostenlos in eine bessere Sitzkategorie gebucht wurde. Das hat mich doch etwas aufgeheitert und war eine Wohltat nach so vielen Wochen in engen Klapperbussen :) Ich fand es etwas verwirrend, dass es im Flugzeug um etwa 2 Uhr 30 morgens Znacht gab, aber man ist ja flexibel. Ich konnte dann allerdings gar nicht warten mit dem Einschlafen in meinem gemütlichen, breiten Sitz bis das Tablett abgeräumt wurde. In London angekommen wurde ich dann so richtig aufgeregt. Ich war froh als ich endlich das Flugzeug nach Zürich borden konnte und nur noch 1.5h von zu Hause entfernt war. Man stelle sich das mal vor :) In Zürich stand ich dann im Gatezügli mit dem breitesten Grinsen auf dem Gesicht und habe mein Gepäck ganz schnell geschnappt. Draussen erwarteten mich dann wesentlich mehr Leute, als ich eigentlich erwartet habe, so dass ich erst Mal etwas sprachlos und überwältigt war. Auf jeden Fall noch einmal ein grosses Danke, an alle die sich die Zeit genommen haben, mich abzuholen. Ihr habt mir eine grosse Freude gemacht.

Ich hätte gedacht, das nach Hause kommen würde sich fremder anfühlen. Meine Familie und unser Haus kam mir jeweils fremder vor, wenn ich nur 3 Wochen in den Ferien war. Ich nehme aber an, das war, weil ich mich damals nicht so intensiv mit dem nach Hause kommen auseinander gesetzt habe.

In den nächsten Tagen habe ich mir viele Gedanken gemacht, inwiefern mich diese Reise verändert hat. Ich hatte teilweise Angst, mich mit meinen Freunden nicht mehr so gut zu verstehen. Meine Familie hat sich darüber "beschwert", dass ich elend langsam esse und ebenso langsam durch die Stadt laufe. Ich denke die Aussage einiger Menschen, dass ich in diesem Jahr mehr als nur das eine Jahr älter geworden bin stimmt wohl. Ich habe zwar viele sehr schöne Dinge gesehen, aber auch Armut und Umweltzerstörung ganz nahe mitbekommen. Vielleicht kann man nicht mehr ganz so unbeschwert leben wie zuvor, man achtet auf andere Sachen, und Dinge, die vorher sehr wichtig waren, wurden nebensächlich. In den ersten Tagen fühlte ich mich von meinem Besitz überrumpelt. Ich habe es nicht fertig gebracht, Kleider anzuziehen oder Dinge zu benutzen, die ich nicht auch auf der Reise zur Verfügung gehabt habe.

Ich bin unendlich dankbar, dass es mir möglich war diese Erfahrungen zu machen, die wunderschönen Orte der Welt zu bereisen, so viele Menschen und ihre Lebensgeschichten kennenzulernen und meine Grenzen kennengelernt und erweitert zu haben. Aber auch, mir wieder bewusst zu werden, wie wunderschön und luxuriös mein zu Hause ist. In was für einem guten Staat ich leben darf. Wie viele Türen mir überall in der Welt offen stehen und was für fantastische Leute auf mich gewartet haben und mit mir mitgefiebert haben. Manchmal hat es mich traurig gemacht, wieviele Nachrichten ich von zu Zuhausegebliebenen erhalten haben, in denen sie schrieben, wie sie sich wünschten, eine solche Reise gemacht zu haben. Ich möchte abschliessend einfach noch sagen, es ist nie zu spät. Klar ist einiges anders für mich mit 25 als es für die älteren Semester ist. Aber ich habe sehr viele sogar pensionierte Reisende kennen lernen dürfen, die mich sehr inspiriert haben. Es ist nie zu spät seine Träume zu verwirklichen. Man muss den sicheren Hafen verlassen, manchmal wünscht man sich den einfachen Weg gegangen zu sein, aber es lohnt sich absolut und jede Sekunde :)

Zum Abschluss noch ein berühmtes Zitat von Aurelius Augustinus
"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon"

Ich bin froh einige Seiten in diesem Buch gelesen zu haben. Aber irgendwie bin ich gerade an einer verdammt spannenden Stelle... Ich werde dieses Buch wahrscheinlich nie zur Seite legen können und freue mich, noch diesen Monat eine weitere Seite umzuschlagen: Ich verreise für einige Tage nach Riga (Lettland) um meine hoffentlich zukünftige Heimat auf Zeit etwas auszuchecken. Ich hoffe also ihr schaut weiterhin von Zeit zu Zeit hier rein. Für mich bleibts auf jeden Fall spannend.

Empfangskomittee



Tempelmania

Samstag, 3. September 2011

Lieber spaet als nie, hier der Blogartikel ueber meine Zeit in Siem Reap und den Angkor Tempeln.

Von Phnom Penh aus gings wieder einmal mit einer mehrstuendigen Busfahrt Richtung Siem Reap. Dieses Mal konnte ich mir die Zeit mit meinem einheimischen Sitznachbar todschlagen. Es war herzallerliebst wie er in gebrochenem Englisch meinte "ich wuerde so gerne mit dir sprechen, aber ich kann einfach nicht" :). Sein Englisch war nur sehr lueckenhaft, und doch haben wir es irgendwie geschafft, uns mit Haenden und Fuessen zu unterhalten. Er hat mir sogar Khmer beigebracht, was ich natuerlich schon wieder vergessen habe.

In Siem Reap haben wir dann etwas mehr Zeit verbracht, ein gutes Hotel zu finden, da wir wussten, dass wir fast eine Woche dableiben wollen.
Am naechsten Tag startete schon die Tempelerkundung. Der gaengige Weg ist, sich einen Tuk Tuk Fahrer fuer den ganzen Tag zu mieten (der Spass kostet 15$). Wir beschlossen, die Tempel in chronologischer Reihenfolge zu besichtigen und uns einige Highlights fuer den letzen unserer 3 geplanten Besichtigungstage zu sparen. Man musste sich einen 3 Tages Pass fuer satte 40$ kaufen. Ich denke aber das Geld wird fuer die Erhaltung der Tempel verwendet.

Alle Tempel wurden in der Angkor Periode zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert errichtet. Die Vorstellung, wie dieses Gebiet in dieser Zeit ausgesehen haben muss haute mich beinahe um, denn die Tempel sind wirklich ueberall.

Am ersten Tag besuchten wir 6 Tempel: Lolei, Preah Ko, Bakong (welche Teil der Roluos Gruppe sind), Ta Prohm, Banteay and Prasat Kravan. Die Tempel der Roluos Gruppe waren eher klein und zerfallener als andere, da sie aelter sind. Ta Prohm ist einer der beruehmtesten Tempel hier. Der Dschungel nimmt den Tempel langsam wieder in Besitz. Baeume wachsen auf den Mauern des Tempels und bringen diese oftmals unter ihrem Gewicht zum Einsturz. Hier wurde auch Tomb Raider gedreht.
Ta Prohm ist im Rueckblick einer meiner Lieblingstempel, es hat Spass gemacht die vielen Gaenge zu erkunden.

Am zweiten Tag gingen wir zuerst nach Banteay Srei. Der Tempel liegt 35km ausserhalb (das dauert mit dem Tuk Tuk ein Weilchen). Auf dem Weg hielten wir noch an Pre Rup. Banteay Srei ist fuer seine detaillierten und gut erhaltenen Schnitzereien bekannt. Uebrigens hilft die Schweiz mit, diesen Tempel zu erhalten. Banteay Srei wirkt wie ein Tempel in Miniaturversion, die Tuerme und Tuerbogen sind einfach kleiner. Die Schnitzereien waren aber einfach fantastisch. Man kann sich nur wage vorstellen, wie lange die Erstellung eines solch detaillierten Werkes gedauert hat. Danach gingen wir noch zu den Tempeln Ta Som, Neak Prahn and Preah Kahn. Preah Kahn ist wie Ta Prohm etwas mit Baeumen ueberwachsen.

Der naechste Tag war dann Tempelfrei und ich habe etwas Siem Reap erkundet und einige Souvenirs eingekauft. Siem Reap liegt in einer sehr armen Provinz Kambodschas. Aufgrund der Touristendichte gibt es hier aber auch viele Hilfswerke, die Geld sammeln. So zum Beispiel der Kinderspital, der vom Schweizer Beat Richner geleitet wird. In Siem Reap habe ich sehr viele Menschen mit Amputationen (hauptsaechlich aufgrund Landminen aus der Khmer Rouge Zeit) gesehen, die durch ihre Behinderung nichts mehr wirklich arbeiten koennen. Vielen von ihnen werden Buecher von einer Organisation gestellt, die sie versuchen auf der Strasse zu verkaufen. Teilweise wird der Korb auf einem Rollbrett am Boden nach gestossen, waehrenend der Verkaeufer ohne Beine sich am Boden entlang zieht.

Mit neuem Elan ging es dann an den Tag 3 der Tempelerkundungen. Endlich stand Angkor Wat auf dem Programm, die groesste religioese Struktur der Welt! Wir verbrachten ganze 3 Stunden mit dem Erkunden der Tempelanlage. Leider war ein Teil mit Geruesten verdeckt, da gerade einige Renovationen vorgenommen wurden. Entlang der auesseren Mauer des Tempels befinden sich in Stein geschnitzte sehr detaillierte Geschichten von Goetter Kriegen. Die Ausmasse sind enorm. Wieder frage ich mich, wie lange diese Arbeit wohl gedauert hat, und ob das heute ueberhaupt noch jemand auf sich nehmen wuerde.
Danach gingen wir noch nach Angkor Thom und Bayon. Bayon hat mir auch sehr gut gefallen, da vom ganzen Tempel riesige Gesichter herunter starren.

Die Angkor Tempel waren fantastisch und ihre Ausmasse und Details einfach ueberwaeltigend. Ich bin froh haben wir den weiten Weg nach Kambodscha doch noch auf uns genommen, denn auch das Land an sich hat mir gut gefallen, mir aber auch in vielen Hinsichten die Augen geoeffnet. Falls jemand ebenfalls mit dem Gedanken spielt die Tempel zu besuchen: Ich finde der 3 Tages Pass ist das absolute Minimum. Man kann in einem Tag, wie das leider sehr viele Touristen machen definitiv keinen Ueberblick ueber die Tempel bekommen.

Die Fahrt nach Bangkok war dann nochmals etwas nervig. Uns wurde eine 7 Stunden Reise inkl. Grenzuebertritt verprochen. Es hat schlussendlich eher 13 Stunden gedauert, so ist das halt in Asien. Was mich dann wirklich sauer machte, war dass die Abgabe des Ausreisestempels aus Kambodscha kuenstlich verlangsamt wurde. Wir standen sicher 1.5h mit vollem Gepaeck in der "Schlange" aka draengelnde Masse. Etwa alle 5 Minuten wurde jemandem einen Stempel in den Pass gedrueckt. Am Ende der Schlange verkauften dann Grenzbeamte heiter "Express Stempel" an reich aussehende Touristen fuer 10 Franken das Stueck.

In Bangkok hiess es dann eigentlich nur noch etwas zu shoppen und die Tage bis zum Rueckflug zu ueberbruecken.