Phnom Penh

Dienstag, 16. August 2011

Die Fahrt nach Phnom Penh verlief einigermassen ereignislos, bis etwa 20km vor dem Stadtzentrum. Der Motor des Busses fiel immer wieder aus und wir mussten anhalten. Schlussendlich erreichten wir irgendwie die Mechaniker der Busgesellschaft und die werkelten irgendetwas. Phnom Penh war in meiner Vorstellung (wie im Lonely Planet angepriesen) total verrueckt, ueberfuellt, laut und gefaehrlich. Irgendwie bin ich nun aber ziemlich abgehaertet und alles scheint normal. Halt eine weitere Grossstadt, bei der man sich konzentrieren muss, um die Strasse zu ueberqueren.
Am ersten Tag in Phnom Penh haben wir das Nationale Museum besucht. Es gab sehr viele Ausstellungsgegenstaende aus den Angkor Tempeln. Danach stand der Palast und die Silber Pagoda auf dem Programm. Wir sind ja schliesslich Touristen. Der ganze Komplex war sehr eindruecklich und bunt. Die Silber Pagoda hat innen alles Silberne Platten am Boden, die allerdings groesstenteils mit Teppich vor zerkratzen geschuetzt werden. Im Palast konnte man sogar den Thron des Koenigs sehen.

Der zweite Tag widmeten wir dann der dunklen Geschichte Phnom Penhs und Kambodschas im Allgemeinen. Fuer diejenigen die mit den Geschehnissen nicht vertraut sind, hier eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse (mehr oder weniger von Mirandas Blogpost uebersetzt ;))
Im April 1975 besiegten die Khmer Rouge die Lol Non Regierung und nahmen Phnom Penh ein. Zuerst wurden die Rebellen mit Freude und weissen Flaggen von der Bevoelkerung begruesst. Bald darauf wurden sie aber von der neuen Regierung gezwungen, die Stadt zu verlassen um in den Doerfer zu leben und zu arbeiten. Fuer viele hiess das ein tagelanger Marsch in Flip Flops und mit Kindern. Die Khmer Rouge verbreiteten viel Schrecken, waehrend ihrer 4 Jahre langer Herrschaft. Arbeitscamps wurden gegruendet, wo Leute unter schweren Bedingungen und mit wenig Essen in einer KZ aehnlichen Atmosphaere Reispflanzen mussten. Die Khmer Rouge toeten systematisch alle Leute, die sich irgendwie gegen die neue Regierungsform auflehnten. Das beinhaltete die fruehere Regierung, Auslaender und Intelektuelle, Leute die eine Fremdsprache sprachen, Lehrer, Doktoren, Professoren und sogar Leute, die eine Brille trugen.

Tuol Sleng (S-21) war frueher einmal eine Schule, da aber die Khmer Rouge alle Schulen schloss, diente es als Gefaengnis. Sie brachten Leute aus der obengenannten Gruppe hier her, um Befragungen zu ihrer Schuld durchzufuehren. Natuerlich mit zahlreichen Folterungen. Sie dokumentierten alle Gefangenen und manche Folterungen mit Fotos, welche nun im Museum ausgestellt sind. Ganze Gebauede sind mit den Bildern von Frauen, Maenner und Kindern mit angstgeweiteten Augen gefuellt. Die meisten Leute verbrachten mehrere Monate in S-21 bevor sie dann 14km ausserhalb von Phnom Penh nach Choeung Ek, jetzt bekannt als Killing Field, gebracht wurden.
Wie der Name sagt, wurden die Leute hier exekutiert. Um wertvolle Kugeln einzusparen, oftmals durch Schlaege auf den Kopf. Insgesamtt wurden hier fast 3000 menschliche Uberresten in verschiedenen Massengraebern gefunden. Das groesste umfasste 450. Eines war gefuellt mit nackten Frauen und ihren Babies. 1989 wurde eine Gedenkensstupa gebaut. Auf 7 Stockwerken werden die Knochen und Kleider der Opfer aufbewahrt.
Es ist nicht genau klar, wieviele Leute der Khmer Rouge zum Opfer vielen, oftmals wird 2Millionen genannt, was etwa 10% der Bevoelkerung Kambodschas war.

Der Tag stimmte mich sehr traurig. Einmal mehr zu sehen, zu was Menschen faehig sind, und wieviel Leid manche Menschen erdulden muessen ist grausam, und doch denke ich wichtig in Erinnerung zu behalten. Jede Familie in Kambodscha hat Mitglieder verloren. Die Aktualitaet wurde uns bewusst, als wir in Tuol Sleng Ueberlebende ihre Biografien verkaufen sahen. Wichtig zu wissen ist auch, dass westliche Laender die Khmer Rouge, selbst nach deren Fall 1979 unterstuetzt haben!

Mehr Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Khmer_Rouge
Filmempfehlung: Killing Fields

Der naechtse (und letzte?) Blogpost wird dann wieder etwas froehlicher, ich bin momentan in Siem Reap am Tempel rund um Angkor Wat erkunden --> ein weiterer Highlight der Reise!

Uebrigens: Heute in einer Woche, also am 23. August bin ich endlich wieder zu Hause.

1 Kommentare:

Beat hat gesagt…

Puh, so ben weder noche met läse. Han wäred de BT echli chörzer müesse träte. Gester hämmer Abgab gha, juhe!

Ich wönsche der no ganz tolli letschti Täg vo dinere idröckleche Reise. Das wo du erläbt hesch, wird dir niemert meh chönne neh... :)